PRAXISBERICHT VOM 29.03.2022
Nach einem Jahr Betrieb steht die Zukunft das Primärversorgungszentrums auf Messers Schneide
Diesen April feiert das MEDINEUM sein einjähriges Bestehen und wir haben die Halbzeit der zweijährigen Pilotphase mit Erfolg hinter uns gebracht. Ohne dass wir es im Vorhinein auch nur ahnten, mit welchen Herausforderungen wir in diesem Pandemiejahr konfrontiert sein würden, ist es uns gelungen, einen gut funktionierenden Regelbetrieb auf die Beine zu stellen. Und zwar mit hohem persönlichem Engagement und dem unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem MEDINEUM-Team. Ihnen allen möchten wir hier ein herzliches Dankeschön aussprechen.
Ein gut funktionierender Regelbetrieb mit hoher Versorgungsqualität
Wir geben täglich unser Bestes, um unsere Patientinnen und Patienten optimal medizinisch zu betreuen. Dabei nimmt die allgemeinmedizinische Grundversorgung den größten Teilbereich ein, doch auch unsere Zusatzleistungen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Sozialarbeit werden gerne in Anspruch genommen. Besonders geschätzt werden die erweiterten Öffnungszeiten morgens und abends, die Urlaubs- und Krankenstandsvertretungen innerhalb des MEDINEUMS und die konstant hohe Versorgungsqualität.
Wir laufen auf 130 Prozent
Darüber hinaus übernehmen wir auch viele Vertretungsleistungen für andere Hausärztinnen und Hausärzte in Klagenfurt. Hält man sich dann noch vor Augen, dass im Norden Klagenfurts derzeit eine Hausarztplanstelle unbesetzt ist, lässt sich unschwer erahnen, dass wir im MEDINEUM besonders gefordert sind. Der Patientenandrang ist nach wie vor sehr hoch. Wir arbeiten am Limit – und laufen permanent auf 130 Prozent. Schließlich müssen wir zusätzlich zu den medizinisch-therapeutischen Leistungen noch viele komplexe Organisations- und Koordinationsaufgaben bewältigen, die in Einzelkassenordinationen gar nicht erst anfallen. Die ernüchternde Erkenntnis daraus: Wir können einen Betrieb im ursprünglichen Sinne eines Primärversorgungszentrums mit den vorhandenen Ressourcen (noch) nicht stemmen. Wir wünschen uns mehr Zeit für unsere Patientinnen und Patienten. Auch die Wartezeiten wollen wir noch weiter verkürzen. Doch dazu benötigen wir zusätzliche Kapazitäten und finanzielle Rahmenbedingungen, die wir derzeit (noch) nicht haben.
Wirtschaftliche Überlegungen
Die auf zwei Jahre festgelegte Anschubfinanzierung und das gegenwärtige Abrechnungssystem mit der Gesundheitskasse bilden eine wirtschaftliche Basis, die den Bedürfnissen des MEDINEUM-Alltags leider (noch) nicht gerecht wird. Tatsächlich wird unser Primärversorgungszentrum, in dem eine Ärztin, zwei Ärzte und weitere 16 Menschen arbeiten, nach dem gleichen System abgerechnet, wie es bei Einzelkassenordinationen üblich ist. Wir bekommen also weniger als zuvor (in unseren drei zuvor bestehenden Einzelkassenordinationen), leisten allerdings wesentlich mehr. Insgesamt sind wir abrechnungstechnisch um ca. 25 % schlechter gestellt, obwohl wir viele Zusatzleistungen abdecken und weitaus höhere Aufwände haben. Die Frage, die sich uns stellt: Wie lange können wir noch durchhalten, ohne menschlich und wirtschaftlich auszubrennen?
Der Wunsch nach besseren vertraglichen Rahmenbedingungen
Trotzdem halten wir daran fest, unser MEDINEUM zu einem gut funktionierenden, wirtschaftlich überlebensfähigen und langfristig stabilen Primärversorgungszentrum auszubauen. Unser Ziel ist es, einen zusätzlichen Allgemeinmediziner/eine zusätzliche Allgemeinmedizinerin im MEDINEUM anzustellen und ein Abrechnungssystem für Primärversorgungseinheiten nach dem Beispiel Niederösterreichs zur erreichen. Das dort umgesetzte System hat sich bereits mehrfach bewährt. In den nächsten Gesprächen mit unseren Systempartnern Land Kärnten, Gesundheitskasse und Ärztekammer wird sich herausstellen, ob diese Wünsche und Vorstellungen unsererseits auch umgesetzt werden können. In den nächsten Monaten fällt die Entscheidung, ob es das MEDINEUM in seiner derzeitigen Form auch nach dem April 2023 noch geben wird.
Wir halten Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.